Schrift kleiner Schrift größer

 

Geschichte des Ortsvereins

Allgemeines

Die Gründung unseres Ortsvereins geht auf das Jahr 1875 zurück. Jedoch: eine SPD Sternenfels seit 1875 gibt es eigentlich nicht – nicht unter diesem Namen. Im Jahre 1875 entschlossen sich verantwortungsbewusste Bürger in Sternenfels, den Sternenfelser Arbeiterverein zu gründen. Die Gründungsversammlung fand im Steinbruch „Steingrube“ in Sternenfels statt. Die dort arbeitenden Steinhauer kamen zu dem Entschluss, sich zu organisieren, um sich politisch einzumischen. In der Folge wurde der Arbeiterverein der SPD Ortsverein Sternenfels in der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands.

110jähriges Bestehen im Jahr 1985

1985 feierte des Sternenfelser Ortsverein sein 110jähriges Bestehen.

Dazu wurd eine Festschrift herausgegeben, die HIER nachgelesen werden kann.

125jähriges Bestehen im Jahr 2000

Im Jahre 2000 - also zum 125jährigen Bestehen der Sternenfelser Sozialdemokraten - wurde eine Festschrift erstellt, die HIER nachgelesen werden kann.

Der damalige Ortsvereinsvorsitzende Gerhard Schollenberger hielt die Gedenkrede.

Rede des 1. Vorsitzenden Gerhard Schollenberger zum 125. Jahrestag des OV

Liebe Festgäste, liebe Freundinnen und Freunde, liebe Genossinnen und Genossen, Es freut mich, heute Abend aus Anlass des 125 jährigen Bestehen des SPD-Ortsvereins Sternenfels zu Ihnen sprechen zu dürfen. Wir wollen jenen Frauen und Männern gedenken, die vor 125 Jahren in unserem Ort den Mut aufbrachten, sich für die Erneuerung der Gesell- schaft mit den längst fälligen Reformen einzusetzen. Wir fühlen uns verpflichtet, diesen langen Weg zurückzugehen, um an den Ausgangspunkt des sozialdemokratischen Gedankenguts zu er-innern. Weit über 125 Jahre sind nun vergangen, seit in Deutschland sich Frauen und Männer zusammenfanden mit dem Ziel, eine am arbeiten- den Menschen sich orientierende Gesellschaft zu schaffen. Das Bürger- tum wurde aufgeschreckt von jenen Massen, die den Arbeiterstand bildeten. Obwohl uns die Geschichte lehrt, dass schon in früheren Zeiten der Menschheit, wie in den überwiegenden Agrarwirtschaften des Alter- tums, neben den Landbesitzern es auch Lohnarbeiter gab, die ihren Unterhalt nur durch körperliche Arbeit verdienten, galt nun auf einmal dieser neue Typ von Arbeiter als Revolutionär. In all den Jahrhunderten standen die Lohnabhängigen auf der untersten Stufe der Gesellschaft – ja schon die alten Römer nannten sie nach der Aufstellung ihrer Zentusienordnung „Proletari“! Sie wurden dort sogar außerhalb der fünf Standesklassen eingestuft, da ihr Vermögen den Mindestsatz nicht erreichte. Als dann durch die rasche wirtschaftliche Entwicklung die maschinellen Großbetriebe ausgebaut wurden, entstand die neue Schicht des Industriearbeiters. Der gesellschaftliche Machtkampf der Industriear- beiterschaft schöpfte seine Kraft aus dem enormen Wachstum der Arbeiterschaft infolge der raschen Industrialisierung in den Städten. Ein wesentlicher neuer Faktor dieses Existenzkampfes war die krisenge- fährdete sozialpolitische und arbeitsrechtlich ungesicherte Lage der Arbeiter. Die ersten Manifeste der Arbeiter waren in den Anfängen ohne klare Zielsetzungen. Der erste Zusammenschluss einer Arbeiterbewegung gelang Ferdinand Lasalle 1863 in Leipzig. Dort gründete er am 23. Mai den “Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein“. Dieser Tag gilt als Geburtsstunde der deutschen Sozialdemokratie. Der Deutsche Arbeiterverein betrachtete sich als Erbe der 1848 gescheiterten Revolution. Sechs Jahre danach (1869) gründeten August Bebel und Wilhelm Liebknecht gemeinsam die „Sozialdemokratische Arbeiterpartei“. Sie stellt sich auf den Boden des Internationalismus der Arbeiterbewegung, setzt sich für soziale Forderungen und Demokratisierung von Staat und Gesellschaft ein. Im Gegensatz zum Deutschen Arbeiterverein ist sie streng dezentral aufgebaut. Mit dem Gothaer Einigungsparteitag vom 22. – 27.5.1875 wurden die beiden Parteien einig. Der Aussöhnungsprozess war von Erfolg gekrönt. Das dort erstellte Parteiprogramm war in erster Linie auf die Praxis der kommenden Lage abgestellt. Es ging im wesentlichen darum, der Arbeiterbewegung in Ihrem Kampf ein schlagkräftiges Instrument in die Hand zu geben. Die vereinigten Parteien gaben sich den Namen „Sozialistische Arbeiterpartei“, die bei der Reichtagswahl 1877 mit 9,1 % der Stimmen einen ersten Erfolg erzielte. Die Sozialdemokratie wurde später zu einer neuen politischen Parteirichtung, welche die Grundsätze des Sozialismus und der Demokratie zu verbinden versuchte. Was wollten die Sozialdemokraten und was waren ihre Ziele? Sie wollten auf demokratische Weise in der Legalität der bestehenden Form, den zu sehr und noch zu stark geprägten absolutistischen Staat reformieren! Sie wollten die Umgestaltung der Arbeitsverfassung, durch mehr Schutz der Arbeiter gegen Ausbeutung und soziale Not, durch Überwindung der Gefahr der Arbeitslosigkeit und Gewährleistung von Vollbeschäftigung. Ferner waren sie gegen die Bildungsprivilegien der oberen herrschenden Schichten. Diesen Männern, die vor 125 Jahren in unserer Gemeinde den Mut aufbrachten, sich dieser sozialen Revolution anzuschließen, ging es nicht um ein billiges Abenteuer. Es war auch nicht nur Mut, sondern sie sahen es als ihre Pflicht, die Menschen aus der Lethargie aufzurütteln, denn der angestaute Ballast aus Elend und Armut schien die Leute zu erdrücken Dass sich unsere Vorfahren mit allen Mitteln gegen die Armut gewehrt haben, zeigt doch die Vielfalt ihrer erdachten Erwerbsquellen. Zu dem Graben und Mahlen des weißen Sandsteines zu Stubenfeg- oder Scheuersand, das Flechten von Strohfußmatten und Backkörben und dem Vertrieb im ganzen Land, gehörte doch schon ein gewisser Einfallsreichtum. Durchleuchten wir heute die Struktur der Gemeinde um 1875 und die vorhandenen Erwerbszweige, so stellen wir fest, dass nur sehr wenige Familien ihren Lebensunterhalt verdienten. Die ausgewiesene Kleinparzellierung zeigt uns, dass die Sandbrecher, die Sandbauern, die Fuhrwerker aus den Steinbrüchen, die Steinhauer, die Händler, die Korb- und Fußmattenflechter alle nebenbei versuchten, dem kargen Boden noch bescheidene landwirtschaftliche Erträge abzuringen. Ist dies eigentlich ein Grund zu feiern muss man sich fragen? Ich denke ja, denn die 125 jährige Geschichte unseres Ortsvereines zeigt, wenn sich engagierte Frauen und Männer für eine Sache einsetzen, werden Veränderungen in der Gesellschaft herbeigeführt. Unseren Vorfahren ist es zu verdanken, was bis heute politisch auch von Sozialdemokraten erreicht wurde. Dies muss man einfach feiern. Unsere Aufgabe wird es sein, dies in einer sich verändernden Gesellschaft zu erhalten und anzupassen und dies unseren nachfolgenden Generationen mit auf den Weg zu geben. Lasst mich die Geschichte des Ortsvereins und parallel die Geschichte unserer Gemeinde in einigen Abschnitten ein wenig darstellen. Im Zuge der Industrialisierung in den Städten und dem parallel laufenden Bau der Eisenbahnstrecken, wurde der in Sternenfels angefertigte Werkstein aufgrund seiner Qualität bevorzugt verwendet. Mussten noch Jahre zuvor die Steinhauer gedemütigt, um jeden Preis bei Wind und Wetter ihre Arbeit tun, auf einmal spürten sie, dass ihre Verhandlungsstärke gegenüber ihrem Chef in der Solidarität zu suchen war. Die noch auswärts auf Montage arbeitenden jungen qualifizierten Steinhauer brachten mit ihrer Rückkehr eine weitere Unruhe in die Steinbrüche. Sie begannen, sich zu organisieren und gründeten 1875 den Sternenfelser Arbeiterverein. Die Gründungsversammlung fand im Steinbruch „Steingrube“ statt. Die dort arbeitenden Steinhauer kamen zu dem Entschluss sich zu organisieren. Diesem Verein gehörten Steinhauer und Steinbrecher aus Derdingen, Kürnbach, Ochsenburg, Leonbronn, Freudenstein und Sternenfels an . Ihre erste Aufgaben waren die Festsetzung der Arbeitszeit für die Sommer- und Wintermonate, der Abbau der Überstunden der Lehrlinge, die Gründung eines Solidaritätsfonds als Gegenstück der örtlichen Armenkasse, Aufstellung von eigenen Kandidaten bei der Wahl des Bürgerausschusses und des Gemeinderates. Die einzubezahlenden Beiträge in die Kasse des Vereins wurden im Steinbruch eingezogen. Versammlungen oder Besprechungen waren nach Ende der Arbeitszeit, die in den Sommermonaten von 5.30 Uhr morgens bis 18.00 Uhr abends dauerte. Die verbesserte allgemeine politische Großwetterlage in jener Zeit machte den Männern Mut und sie wurden nicht müde, sich jeden Tag trotz ihrer schweren körperlichen Arbeit für weitere Verbesserungen im Ort und für die Steigerung der Lebensqualität ihrer Mitbürger einzusetzen. Der Begriff „Sozialdemokratie“ oder der mehr aus dem Solidaritätsgefühl entstandene Ausdruck „Genosse“ als Gleicher unter Gleichgesinnten, durchzog wie ein festes Band den Ort. Mit an erster Stelle des Arbeitervereins standen die Steinhauer Friedrich Häffner, Karl und Ernst Brumm, Christian und Friedrich Streckfuss, Karl Glöckler, Wilhelm Wössner, Friedrich Siegrist, Ludwig Wagner, August Merz, Friedrich Kugler und mein Großvater Friedrich Wagner. Leider machte der Beschluss des Reichstages im Jahre 1878 alle Hoffnungen dieser Männer zunichte. Das am 21.10.1878 durchgesetzte Ausnahmegesetz, unter der Federführung des von Bismarck regierten Bürgerblocks, war in seiner Auslegung nur gegen die Sozialdemokraten gerichtet. Dieses Gesetz, das im Jahre 1890 zu Fall kam, hatte sich eindeutig als Fehlschlag erwiesen. Den Sozialdemokraten, denen man ihre Tätigkeit in der Öffentlichkeit verbot, waren im Untergrund umso aktiver. Die Sozialdemokraten im Ort fassten erst kurz vor dem Jahre 1900 wieder Mut, sich gegen den Bürgerblock zu stellen. Wenn auch die Arbeit der Sozialdemokraten und ihre Mitwirkung in anderen örtlichen Vereinen nicht mehr zu übersehen war, der Standesdünkel der „Bürgerlichen Vereinigung“ drückte sich noch bis zum ersten Weltkrieg in einer Haltung aus, die mehr als Ressentiment als Kooperation zu verstehen war. Im Jahre 1910 wurde zum ersten Mal im Bereich des alten Sportplatzes eine 1.Mai-Feier abgehalten. Hierzu war die ganze Bevölkerung eingeladen. Es kamen ganze Familien aus der nahen Umgebung, um an dieser Feier teilzunehmen. Die Sozialdemokraten waren schon vor dem ersten Weltkrieg in ihrem gut organisierten Verein ein ernst zu nehmender politischer Faktor in unserer Gemeinde. Sie waren im Bürgerausschuss und im Gemeinderat vertreten. Ein Onkel von Franz Kugler, nämlich Fritz Ippich, war von 1908 bis zu seiner Einberufung zum Kriegsdienst 1914 Vorsitzender des Vereins. Viele der jungen Sozialdemokraten, die 1914 zum Kriegsdienst eingezogen wurden, sind nicht mehr oder zum Teil schwer verwundet zurückgekehrt. Von 1914-1919 führte Friedrich Kugler die ihm übertragene Vereinsgeschäfte. Was die Sozialdemokraten jahrelang vorausgesehen hatten und wogegen sie im Parlament gekämpft hatten, trat nun ein. Unser Volk wurde durch seine Bündnistreue in einen Krieg hineingezogen, der wesentlich durch die schwankende Politik der Reichsregierung mitgefördert wurde. Das ganze deutsche Volk aber musste diesen Krieg nicht nur mit Tränen und Blut, sondern mit vielen Menschenleben bezahlen. Erniedrigt und gedemütigt kehrten die Soldaten zu ihren Familien zurück. Von der sozialdemokratischen Partei gehörten bei Beendigung des Krieges dem Gemeinderat folgende Männer an: Gemeindepfleger Burger und Steinhauer Glöckler Im Bürgerausschuss waren vertreten: Franz Pflüger als Obmann, Steinhauer Ludwig Wagner, Fronmeister Friedrich Kugler und Bäcker Ludwig Eckert. Um eine Erwerbslosigkeit der Heimkehrer zu verhindern, beschlossen Gemeinderat und Bürgerausschuss, alle hiesigen Heimkehrer – soweit sie nicht in eigenen oder fremden Betrieben eine Beschäftigung finden konnten – bei Notstandsarbeiten einzusetzen. Für den Ort war die Zigarrenfabrik eine gewisse Erleichterung und der Gemeinderat setzte alle Hebel in Bewegung, um einen Wegzug der Firma oder eine Stilllegung des Betriebes zu verhindern. Die bereits gegründete Firma Schweitzer setzte weitere Hoffnungen in die Bürger, da bei einer Erweiterung der Betriebsräume viele mit einem sicheren Arbeitsplatz rechneten. Ein großer Teil der Steinhauer musste sich nach dem Krieg nach einer neuen – wenn auch ungewohnten Arbeit – umsehen. Wir schreiben das Jahr 1922. Vorstand des sozialdemokratischen Vereins ist Karl Brumm, sein Kassier ist Fritz Ippich, Unterkassiere sind Friedrich Häffner und Ludwig Wagner. Der sozialdemokratische Verein war keine Klassenpartei mehr, sondern er sprach in seinen Zielen und mit seinem sozialen Programm auch Handwerker und Bauern an. Dass diese Aussage fundiert ist, möchten wir anhand der Kandidaten zur Gemeinderatswahl am 17. März 1919 darstellen. Bei dieser Wahl erhielten die Sozialdemokraten 5 von 12 Sitzen. Es waren dies Ludwig Eckert selbständiger Bäcker, Karl Brumm Kriegsinvalide, Franz Pflüger selbständiger Sattlermeister, Ludwig Wagner Händler und Bauer sowie Friedrich Kugler Fronmeister. Nicht weniger als 3 Wahlen standen 1928 ins Haus und hielten die Bürger in Atem. Am 20. Mai fanden gemeinsam die Reichtags – und Landtagswahl statt. Die Kommunalwahlen fanden am Jahresende statt. Auf einer Bezirkskonferenz der Oberämter Vaihingen und Maulbronn, die in Mühlacker, stattfand wurde die Bezirksvorschlagsliste gewählt. Die Kandidaten waren Karl Oster, Karl Sperka, Gottlieb Weik und Gottlieb Kugler, der Großvater von Marlies Rohde, aus Sternenfels. Mit einem Stimmenanteil von 29,8 % bei der Reichstagswahl und von 23,8 % bei der Landtagswahl konnte die Partei im Reichstag und im Landtag die stärkste Fraktion stellen. Die SPD hatte im Landesdurchschnitt 7 % der Stimmen zulegen können. Zu einem Mandat in unserem Wahlkreis reichte es dennoch nicht. Bei der letzten freien Reichstagswahl 1932 erreichte die SPD in Sternenfels 33,7 %, die Kommunisten 45 % und die NSDAP 15,2%. Am 5. Oktober 1928 starb der langjährige Vorsitzende, Gemeindepfleger Karl Brumm. Neuer Ortsvereinsvorsitzender wurde Ernst Esslinger, der auch gleichzeitig zu den führenden Kräften im hiesigen Volkschor gehörte. Dieser war ein treuer Wegbegleiter der SPD in Sternenfels. Ernst Eßlinger versah den Ortsvereinsvorsitz zur Zufriedenheit seiner Freunde, bis zu seiner Amtsenthebung im Jahre 1933. Es würde zu weit führen, den Niedergang der Weimarer Republik zu analysieren. Was aber auch über die Sozialdemokraten und ihre Freunde mit der Machtübernahme der Nazis hereinbrach, war in der Auslegung der politischen Sitten professionelles Gangstertum. Als im Jahr 1932 bei der letzten Maifeier der Sozialdemokraten auf dem Schlossberg der Posaunenchor trotz Bedenken des Pfarrers die Feier musikalisch umrahmte, die Gustav Bast ein alter Sozialdemokrat organisierte, spiee der damalige Ortsgruppenleiter und seine politischen Freunde aus dem Bürgerblock Gift und Galle. Nach der Machtübernahme, und zwar am 31. März 1933, wurde von dem Gemeinderat Friedrich Birk, Förster a.D., der der Fraktion der NSDAP angehörte, der Antrag gestellt, den der SPD angehörenden Stellvertreter des Ortsvorstehers, Ludwig Wagner, seiner Ämter zu entheben. Bei der gleichen Sitzung wurde ferner beschlossen, die Gemeinderäte Ernst Esslinger, Gustav Gültlinger, August Haas und Hugo Burckhardt - im Hinblick auf die sich in Deutschland vollziehende nationale Revolution - ihrer Ämter zu entheben. Die SPD wurde verboten und jegliche politische Tätigkeit musste eingestellt werden. Von dem die Kasse führenden Mitglied Fritz Ippich ist folgende Überlieferung: Vor den Augen des damaligen Landjägers und des neuen Polizeidieners mussten alle Unterlagen der Partei verbrannt werden. Mit dem Ausspruch: „Wer die Macht hat, hat das Recht“, setzten sich die Nazis über alles hinweg. Wiederum mussten Sozialdemokraten im Exil oder im KZ machtlos zusehen, wie das deutsche Volk von einer faschistischen Diktatur in den Untergang und in neues Elend geführt wurde. Es wäre falsch, dieses traurige Kapitel der deutschen Geschichte totzuschweigen, das uns neben allem Leid auch unsere nationale Einheit gespalten hat. Fünfundfünfzig Jahre sind seit dem zweiten Weltkrieg vergangen und heute müssen wir uns ins Gedächtnis rufen, dass bei Neubeginn der Nachkriegsgeschichte und dem Aufbau unserer Heimat , die Sozialdemokraten mit an erster Stelle standen.. In Sternenfels waren die Sozialdemokraten sofort wieder mit dabei. So wurde als erster Bürgermeister der Sozialdemokrat Gustav Gültlinger eingesetzt. Ernst Eßlinger wurde sein Stellvertreter. Beide waren 1933 bei den abgesetzten Gemeinderäten dabei und hatten nun bereits wieder den Mut, sich aktiv in der Gemeindepolitik zu betätigen. 1947 trat man zum erstenmal wieder zur Gemeinderatswahl an. Wie in anderen Gemeinden auch, stellte sich die Frage nachdem Verhältnis zur KPD. Während die beiden Arbeiterparteien mancherorts gemeinsame Wahlvorschläge vorlegten, war dies in Sternenfels nicht der Fall. Bei der ersten Gemeinderatswahl nach dem Kriege im Dezember 1947 stellte die SPD von 12 Gemeinderäten wieder 4. Es waren dies: Ernst Esslinger (Steinhauer), Friedrich Häffner (Mechaniker), Gustav Eckert (Mechaniker) und Gustav Glöckler (Mechaniker). Die KPD stellte 3 Sitze, die Bürgerlichen 5 Sitze. Wie ein roter Faden in der Gemeindepolitik, zogen sich bis heute die Bemühungen, Gewerbe und Industrie anzusiedeln, durch die Sitzungen des Gemeinderats. Aus dem Gemeinderatsprotokoll im Mai 1948 ist zu entnehmen, dass festgestellt wurde, dass sämtliche Gemeinderatprotokolle von 1934-1944 nicht mehr auffindbar waren. So wurde also die Zeit der Nazis hier am Ort zu den Akten gelegt. Ein herber Verlust traf uns am Orte, als am 19.7.1955 Ernst Esslinger starb. Er war von 1928 – 1933 ,sowie von 1946 bis zu seinem Tode Gemeinderat und Stellvertretender Bürgermeister. Kurz vorher konnte er noch zusammen mit anderen Freunden den damaligen SPD – Innenminister Fritz Ulrich auf dem Burgfest des Volkschores begrüßen. Bei allen Gemeinderatswahlen von 1947 – 1962 hatten die Sozialdemokraten eine eigene Liste in Sternenfels, es gab Einzelmitglieder die Ihren Beitrag an den Kreisverband direkt zahlten, ja Ernst Esslinger war sogar Delegierter auf einer Kreiskonferenz, aber es gab keinen organisierten SPD Ortsverein. Der Kreisvorsitzende Karl Krust aus Mühlacker sowie der Vorsitzende des Schwäbischen Sängerbundes Fritz Heimsch, für den Sternenfels eine zweite Heimat war, machten Mut einen neuen Anfang zu wagen. Franz Kugler, Walter Schlotterbeck, sowie Willy und Erwin Gültlinger luden im Oktober 1964 zu einer Wiedergründungsversammlung in das Nebenzimmer des Gasthauses Lamm ein. Mit dabei waren Wilhelm Götz, Gottlob Häffner, Julius Knoll, Manfred Kugler, Gustav Niedergall, Franz, Fritz und Walter Wagner. Walter Schlotterbeck wurde Vorsitzender, Stellvertreter und Schriftführer Franz Kugler, Kassier Erwin Gültlinger, Beisitzer Willy Gültlinger. Diese Männer bemühten sich nun wieder stärker um das politische Geschehen in Sternenfels. Als Ihren ersten politischen Erfolg werteten sie den Ausbau der Ortsdurchfahrt in Sternenfels, den sie mit dem damaligen Landtagsabgeordneten Gottfried Haase in die Wege leiteten. In Sternenfels in dem man traditionell sozialdemokratisch wählte, wurde 1972 bei der Bundestagswahl ein großer Erfolg gefeiert. Man erreichte 63,9 % der Stimmen für die SPD. Dies wird in der weiteren Geschichte unserer Gemeinde wohl einmalig bleiben. Hans Geiger erreichte bei dieser denkwürdigen Wahl mit nur 27 Stimmen Mehrheit das Direktmandat im Wahlkreis Vaihingen- Leonberg. Vor der Gemeindereform waren die Vertreter der SPD im Gemeinderat, Franz Kugler, Willy Gültlinger, Walter Wagner und ich. Die Gemeindereform sah vor, dass Sternenfels seine Selbständigkeit verlieren sollte. Franz Kugler hatte die Vision einer Kommune aus Oberderdingen, Sulzfeld, Flehingen, Kürnbach, Zaisenhausen und Sternenfels. Wie sich schnell zeigte in den Verhandlungen, war dies nicht machbar. Die mit Diefenbach nach mehreren Verhandlungen angestrebte Einheitsgemeinde mit zwei gleichberechtigten Ortschaften sollte sich auf Dauer als sehr gute Lösung herausstellen, wie man heute weiß. Der Übergangs-Gemeinderat wurde durch Neuwahlen abgelöst. Bei der ersten gemeinsamen Gemeinderatswahl erhielt die SPD 41 % der Stimmen und 5 von 12 Mandaten. Unsere Vertreter waren Franz Kugler, Willy Gültlinger, Hans – Dieter Schäfer, Roland Baisch und Dieter Lohwasser. Die politisch und strukturell verschiedenen Ortschaften sind gut zusammengewachsen und wir konnten unsere politischen Aktivitäten auch auf die Ortschaft Diefenbach ausweiten. Franz Kugler trat im Ortsverein ins zweite Glied zurück nachdem er von 1967 – 1975 den Ortsverein sicher geführt hatte. Ich, wurde sein Nachfolger als Vorsitzender, Gerd Baumann Schriftführer, Paul Spahr war bereits seit 1971 Kassier und als Beisitzer wurden gewählt: Hans – Dieter Schäfer und Gerhard Mertz. 1975 feierte man im Gasthaus Lamm das 100 jährige Jubiläum mit dem Stellvertretenden Landesvorsitzenden Horst Krautter als Festredner, der ja aus Sternenfels stammte. Bürgermeister Helmut Wagner sagte in seinem Grußwort. „Die Sozialdemokraten haben die Entwicklung von Sternenfels wesentlich mitgestaltet“. Marlis Rohde wurde als dreißigstes Mitglied im Ortsverein willkommen geheißen. Im neuen Gemeinwesen war die Verbesserung der Infrastruktur der Gemeinde eine wichtige Aufgabe. Wasser und Abwasser mussten auf den neuesten Stand gebracht werden. Die Dorfentwicklung als Generationsaufgabe wurde angepackt. Die Ortskernsanierung konnte abgeschlossen werden. 1984 bei der Kommunalwahl erreichte man zum erstenmal in der Geschichte der Sozialdemokratie in Sternenfels die Hälfte der Gemeinderatssitze. Man feierte den Sieg ausgelassen am Kirchweihsonntag dem Wahltag im Gasthaus Lamm. Man ahnte damals noch nicht, das es innerhalb dieser Wahlperiode zu einer Zerreißprobe in der Gemeinderatsfraktion und im SPD Ortsverein kommen sollte. Es ging um das Für und Wieder zur Schaffung von Arbeitsplätzen und zur Erhaltung unserer Kultur, dem Bau eines Freilichtmuseums auf unserer Gemarkung. Es kam zu einem Bürgerentscheid und letztlich gab es für dieses Objekt keine Mehrheit im Kreistag des Enzkreises. Franz Kugler stellte sich am Ende dieser Wahlperiode nicht mehr zur Wahl in den Gemeinderat. Fast 34 Jahre hat er für seine Gemeinde als Gemeinderat seinen Dienst getan, davon viele Jahre als stellvertretender Bürgermeister. Die SPD Gemeinderatsfraktion hat er in dieser Zeit geführt, in vielen Vereinen und Organisationen hat er Verantwortung getragen. Für diese Tätigkeiten wurde er von der Gemeinde Sternenfels mit der Bürgermedaille ausgezeichnet. Vom Landrat des Enzkreises Dr. Reichert erhielt er im Auftrag vom Minister-Präsidenten des Landes Baden – Württemberg, Erwin Teufel, das Bundesverdienstkreuz überreicht. Bei der Kommunalwahl 1989 kamen mit Marlis Rohde sowie Ute Wagner zum ersten mal Frauen direkt in den Gemeinderat von unserer Liste. Von nun an war der Gemeinderat kein Männergremium mehr. Hans – Dieter Schäfer, mit 25 Jahren 1974 in den Gemeinderat gewählt, wurde nun stellvertretender Bürgermeister. Er wurde 1989, 1994 und 1999 mit den meisten Stimmen in den Gemeinderat gewählt. Fraktionsvorsitzender wurde ich. In einer Klausurtagung erarbeitete der Gemeinderat neue Vorgaben für seine Arbeit. Arbeiten, Wohnen, Erholen, waren von nun an die Zukunftsziele von den beiden Ortschaften Diefenbach und Sternenfels. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands wurden die ersten Kontakte zur Patengemeinde Nöbdenitz geknüpft. Im neu geschaffenen Gewerbepark siedelten sich die ersten Firmen an. 1995 wurde das Projekt Schweitzer in Angriff genommen. Als der Wirtschaftsminister der großen Koalition aus CDU und SPD Dieter Spöri am 19.März 1996 die Gemeinde Sternenfels besuchte, konnte man bereits auf eine positive Entwicklung im Gewerbepark zurückblicken. Seine Arbeit als Wirtschaftsminister wurde aber bei der Landtagswahl im April 1996 nicht honoriert. Die SPD erlitt eine herbe Niederlage, das schlimmste dabei war, daß die Republikaner wieder an Stimmen zulegen konnten. Sternenfels hatte das schlechteste Ergebnis für die SPD nach dem Kriege. SPD 36,6 %, CDU 21,8 %, FDP 13,9 %, Grüne 9,2 % und man kann es kaum glauben die Reps 14 %. Die Parteien waren aufgefordert über die Ursachen dieses Ergebnisses nachzudenken. Der Gewerbepark wurde ein großer Erfolg, es gibt heute dort ca. 800 Arbeitsplätze, die Fabrik Schweitzer könnte eine zweite Erfolgsstory werden. Die Finanzen der Gemeinde sind geordnet. Bei der Kommunalwahl 1999 erreichte die SPD ihr zweibestes Ergebnis, nämlich 46,95 % und wieder 6 Sitze im Gemeinderat. Seither gehören dem Gemeinderat Hans – Dieter Schäfer, Marlis Rohde, Gerd Stahuber, Joachim Herdtweck, Karl – Heinz Wulle und ich an. Dem Vorstand des Ortsvereines gehören im Jubiläumsjahr an. Jürgen Schäfer als 2. Vorsitzender, Gerd Baumann als Schriftführer und Pressewart, Ulla Anscheit als Kassiererin, Johann Ramach und Ute Schipporeit als Beisitzer und ich, als Vorsitzender. Ute Vogt ist unsere Bundestagsabgeordnete seit 1994 im Wahlkreis Pforzheim. Bernd Kielburger Landtagsabgeordneter seit 1980 im Wahlkreis Enzkreis. Beide werden in Sternenfels sehr geschätzt. Die guten Wahlergebnisse der SPD am Ort, zeugen auch von einer langfristigen und guten Arbeit der Mandatsträger, sowie eines aktiven SPD Ortsvereines. Ich möchte dies an zwei Beispielen darstellen: Von 1922 bis heute hatte der SPD Ortsverein nur 5 Vorsitzende, die mit einer Ausnahme alle auch im Gemeinderat waren oder sind. Mit Franz Kugler, Willy Gültlinger und Hans Dieter Schäfer nenne ich 3 Gemeinderäte die alle über 25 Jahre im Gemeinderat waren und sind, vom Vertrauen unserer Bevölkerung getragen. Des weiteren gehören seit vielen Jahren Frauen und Männer der sozialdemokratischen Partei in ununterbrochener Reihenfolge dem hiesigen Gemeinderat an und sind mit die Garanten für eine kontinuierliche Entwicklung unserer Gemeinde. Wenn unser Ortsverein nun 44 Mitglieder zählt, so darf man dazu anmerken, dass hier fast alle Schichten unserer Einwohner vertreten sind, die sich in der Lebendigkeit einer sozialen, reformfreudigen Partei wohlfühlen. Das Bekenntnis zur parlamentarischen Demokratie, mit Augenmaß für das Machbare in allen Bereichen unserer Gesellschaft, muss wie vor 125 Jahren für die Zukunft unsere Aufgabe sein. Wenn wir nach diesen Grundsätzen handeln, halten wir das Erreichte in festen Händen, um es späteren Generationen in Frieden und Freiheit zu übergeben. zuletzt geändert: 21.05.2004