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Ehrung der ausgeschiedenen Gemeinderats-Mitglieder Marie-Luise Rohde und Hans-Dieter Schäfer

Gemeinderatsfraktion

Anläßlich der Verabschiedung der ausgeschiedenen Gemeinderats-Mitglieder durch die Gemeinde, an der Marie-Luise Rohde und Hans-Dieter Schäfer nicht teilnehmen konnten, haben beide Schreiben verfasst als Rückblick auf Ihr Engagement im Gremium.

Hans-Dieter Schäfer gehörte dem Gemeinderat 40 Jahre an, fast 25 davon als 1. ehrenamtlicher stellvertrender Bürgermeister. Marie-Luise Rohde war 25 Jahre Gemeinderätin, zuletzt Sprecherin der SPD-Fraktion.

Die Schreiben sind im Folgenden wiedergegeben.


Sehr geehrte Frau Hornauer,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
ich werde an der heutigen Sitzung nicht teilnehmen; dies bin ich mir selbst schuldig. Meine Selbstachtung bitte ich zu respektieren, auch bin ich immer noch krankgeschrieben.
Ich sah meine Aufgabe im Gemeinderat unserer Heimatgemeinde immer als Ehre und es war mir eine Verpflichtung, mich mit meiner ganzen Kraft für die Erfüllung dieses Amtes uneigennützig einzusetzen. Ich schaue nicht mit Groll oder Frust zurück, sondern mit Stolz auf das, was ich gemeinsam mit anderen für unsere Gemeinde erreicht habe.
Ich erlaube mir nun in wenigen Sätzen auf meine 25 jährige Tätigkeit im Gemeinderat einzugehen.
1989 fand bei der Wahl des Gemeinderates nicht nur in der Gemeinde ein Generationenwechsel statt, sondern auch in meiner Familie.
Mein Vater, Franz Kugler hat sich aus gesundheitlichen Gründen nach 33 Jahren nicht mehr beworben. Seine Freunde und  damaligen Fraktionskollegen haben mich ermutigt, mich zur Wahl zu stellen. Mir waren die  Aufgaben und die daraus sich ergebende Verantwortung eines Gemeinderates also nicht fremd. Das Interesse für kommunale Themen wurde mir sprichwörtlich in die Wiege gelegt. Seine Nachfolge im Gemeinderat antreten zu dürfen war mir eine große Ehre und Herausforderung.
Ich hatte das große Glück, nach der mehrjährigen Diskussion um das Freilichtmuseum am Leitbildwechsel der Gemeinde mitwirken zu können. Unter anderem traten nun sozial- und familienpolitische Themen, die Schaffung von neuen Arbeitsplätzen sowie Natur- und Umweltschutz in den Mittelpunkt der öffentlichen Diskussion. Noch heute erinnere ich mich gerne und mit guten Gefühlen an die Zeit, in der mich die Kreativität der Kommunalpolitik begeistert und inspiriert hat. Ich konnte meine hauptberuflichen Erfahrungen in den Meinungsbildungsprozess im Gemeinderat und in den Arbeitskreisen einbringen. Es war eine tolle Zeit im Gemeinderat und in basisdemokratischen Prozessen wurde eine Menge bewegt.
Sternenfels, Gemeinde und Bürgerschaft wurden auf ihrem Weg zur Bürgergesellschaft bewundert.
Wichtig waren und sind mir die Betreuungs- und Bildungsangebote für unsere Kinder und Jugendlichen  sowie Lösungsansätze für altersgerechtes Wohnen und die erforderliche Betreuung für ältere Menschen.
Sternenfels hatte für den ländlichen Raum immer politische Vorbildfunktion.
Die ganzheitliche Dorfentwicklung und die gemeinsame Ideenfindung waren unsere Markenzeichen.
Erwähnen möchte ich die Präsentation bei der Weltausstellung Expo 2000  im Auftrag des Landes Baden- Württemberg.
Zweimal durften wir in Berlin den Titel „schönste Gemeinde Deutschlands“ in Empfang nehmen.
Die Umnutzung der Gewerbebrache Fabrik Schweitzer für eine variable und barrierefreie Nutzung machte Schlagzeilen und zog das öffentliche Interesse auf sich. Noch heute haben wir die Post am Ort und andere kundenorientierte Angebote. Die Tagespflege ist ein Segen für viele ältere Mitbürger.
Es war mir eine Herzensangelegenheit bei der Herausgabe der Ortschronik für beide Ortschaften mitzuwirken.
Dies sind nur einige Höhepunkte, an deren Umsetzung und Verwirklichung ich während meiner Tätigkeit als Gemeinderätin beteiligt sein durfte. Ich denke, es sind Zeichen für eine erfolgreiche Kommunalpolitik, auf die ich stolz bin.
Mein Entschluss nach 25 Jahren im Ehrenamt  als Gemeinderätin aufzuhören stand schon lange fest und hat nichts mit den Auseinandersetzungen vor der Bürgermeisterwahl oder der Kommunalwahl zu tun.
Mein Dank gilt meinen Wählerinnen und Wählern, die mir über ein Vierteljahrhundert ihr Vertrauen geschenkt haben  sowie den Kollegen und Kolleginnen im Gemeinderat  und den  Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Gemeindeverwaltung für die gute und immer zum Wohle der Gemeinde ausgerichtete Zusammenarbeit.
Ich wünsche dem neu gewählten Gremium immer eine glückliche Hand, Augenmaß und Durchhaltevermögen, um den gestiegenen Herausforderungen zum Wohle der Gemeinde immer gewachsen zu sein.

Mit freundlichem Gruß
Marie-Luise Rohde


Sehr geehrte Frau Hornauer,
liebe Kolleginnen und Kollegen,

mit der Verpflichtung des neu gewählten Gemeinderates geht meine 40jährige ehrenamtliche Zugehörigkeit zum obersten Organ meiner Heimatgemeinde Sternenfels zu ende. In 8 Wahlen haben mir die Wähler ihr Vertrauen ausgesprochen; 5mal wurde ich sogenannter Stimmenkönig. In fünf Wahlen und über nahezu 25 Jahre -bis zu meinem Rücktritt im Frühjahr diesen Jahres- wurde mir vom gesamten Gemeinderat  die Verantwortung des ersten Stellvertreters des Bürgermeisters übertragen. Ich bedanke mich für dieses bisher in unserer Gemeinde einmalige und außerordentliche Vertrauen.

Ich nehme an der abschließenden Sitzung nicht teil, weil ich denke, dass dies die beste Lösung für alle Beteiligten ist. Wenn ich die letzten Monate Revue passieren lasse, muss ich klar feststellen, dass alles andere reine Heuchelei wäre und die können wir uns einvernehmlich sparen. Zum anderen habe ich diesen Abend mit einem anderen Termin belegt, nachdem mit mir keine Terminabsprache vorgenommen wurde. Zudem schone ich dadurch meine Gesundheit ganz erheblich und dies gehört jetzt zu den wichtigeren Dingen meines Lebens.

Trotz alledem erlaube ich mir am Ende meiner Tätigkeit auf Stationen einzugehen, die, wie ich meine, die letzten vier Jahrzehnte unsere ganze Aufmerksamkeit und Kraft gekostet, unsere Gemeinde aber letztendlich zu einem „Vorzeige-Dorf“ gemacht haben und bei dieser Gelegenheit wieder einmal in Erinnerung gebracht werden können.

Meine Wahl als jüngster Gemeinderat -kurz nach der Neubildung der Gemeinde Sternenfels zum 01.01.1974- und sieben weitere Vertrauensbeweise, waren für mich eine große Ehre und Verpflichtung, mich mit ganzer Kraft für die Erfüllung dieses Amtes uneigennützig und immer unter Beachtung der Bestimmungen der Gemeindeordnung einzusetzen.

Die Neugründung der Gemeinde war für uns alle eine große Herausforderung. Zu groß erschienen die Unterschiede nicht nur in der Aufgabenerfüllung sondern auch in der Mentalität der Mitbürger in beiden Ortschaften. Allen Unkenrufen zum Trotz haben wir es gemeinsam geschafft. Der unermüdliche Einsatz der Verwaltung, (an der Spitze der Bürgermeister) ein in allen wesentlichen Teilen geschlossener Gemeinderat, der nie seine Zielorientierung verloren hat und eine aufgeschlossene Bevölkerung waren der Garant für eine einzigartige Erfolgsgeschichte unserer jungen Gemeinde. Sternenfels wurde über die Landesgrenzen hinaus bewundert, oft aber auch beneidet.

Mit einer klaren Linie und konsequentem Handeln, gerade bei schwierigen, unlösbar erscheinenden Aufgaben, wie bei der Ortskanalisierung in Diefenbach, der Teilortsumgehung im Zuge der Landesstraße 1134 in Diefenbach, der Neutrassierung der K 4516 zwischen Diefenbach und Freudenstein, dem Ausbau und der Neugestaltung der Ortsdurchfahrt(en) mit den gepflasterten Gehwegen, den Grundstücksangelegenheiten mit den Verhandlungen für neue Baugebiete in beiden Ortschaften, der Realisierung öffentlicher Einrichtungen zur erstmaligen oder zur Verbesserung der Ver- und Entsorgungsinfrastruktur wurde das notwendige Verständnis, Vertrauen und die Anerkennung in der Bürgerschaft erreicht.

Daran hat auch der mehrjährige Streit über das Freilichtmuseum in Sternenfels nichts geändert.

Dank einer basisorientierten Kommunalpolitik, der Bereitschaft zur Gründung unterschiedlicher Arbeitskreise und Projektgruppen wurden Zukunftsthemen erkannt, über alle denkbaren Ideen diskutiert und schlussendlich Lösungsvorschläge erarbeitet. Diese fanden nach ihrer Umsetzung in unserer Gemeinde nationale und internationale Beachtung, sie wurden teilweise in Förderrichtlinien aufgenommen und in Gesetzen berücksichtigt.

Folgende weitere Beispiele unserer erfolgreichen Kommunalpolitik sind es wert, am Ende meiner Gemeinderatstätigkeit besonders erwähnt zu werden:

  • die Ortskernsanierung in Sternenfels und die Dorfentwicklung in beiden Ortschaften
  • der Neubau des Freibad-Feuerwehr-Kombinationsgebäudes mit der Sanierung des Freibades
  • die Schaffung von Neubaugebieten mit  neuen Grundsätzen zur Erschließung und der Realisierung von neuen Wohnformen
  • die Erschließung des Gewerbeparks in Abschnitten
  • die Siedlungsökologischen Grundsätze in Wohnbaugebieten und im Gewerbepark
  • die „Leichenturnhalle“ mit der Kosteneinsparung durch Mehrfachnutzung
  • der 1995 eingeweihte Kindergarten „Kraichquelle“, heute unsere Kinddertagesstätte
  • das KOMM-IN, ein Beitrag zur Sicherung der Nahversorgung mit der zwischenzeitlich eingeleiteten Nutzungsänderung (Tagespflege und Ausbildungszentrum)
  • die Gießbachhalle, das Kultur-, Freizeit- und Sportzentrum
  • die Freie Schule Diefenbach mit musisch-praktische Grund-, Haupt- und Realschule
  • die betreute Wohnanlage, eine erste Antwort auf die demographischen Herausforderungen
  • die Sicherstellung der Arztversorgung

Die Liste könnte beliebig fortgesetzt werden.

Ich bin stolz auf das, was wir durch eine gemeinsame und zielorientierte Arbeit  im Gemeinderat für unsere Gemeinde erreicht haben und das bei der erfolgreichen Teilnahme an den unterschiedlichsten Wettbewerben entsprechend gewürdigt wurde.

Für unsere  Gemeinde durfte ich in Berlin zweimal die Goldmedaille im Bundeswettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden und später …hat Zukunft“ mit in Empfang nehmen.

Einmalig in der Geschichte unserer Gemeinde wird die Teilnahme bei der Weltausstellung „EXPO 2000, Untervorhaben „Dorf 2000“, im Auftrag des Landes Baden-Württemberg bleiben.

Unvergessen sind bei mir der Neujahrsempfang am 06.01.1999 in der übervollen Gemeindehalle Diefenbach zum 25jährigen Gemeindejubiläum und die gemeinsamen Aktionen zum 30 jährigen Bestehen unserer Gemeinde.

Stolz bin ich auch, dass durch meine Mitwirkung die jahrelangen „Geburtswehen“ mit der Herausgabe der Ortschronik zu einem erfolgreichen Ende geführt werden konnten und die Geschichte beider Ortschaften ausgewogen berücksichtigt wurde.

Ich nehme Abschied aus dem Gemeinderat und bedanke mich bei meinen Wählerinnen und Wählern. Nur ihnen habe ich es letztendlich zu verdanken, dass ich die Entwicklung unserer Gemeinde in all den Jahren mitgestalten durfte und voranbringen konnte und dass mir die Tätigkeit so lange Freude bereitet hat.

Ich bedanke mich aber ganz besonders bei den Gemeinderatskolleg(inn)en beider Fraktionen für die gute und immer zum Wohle der Gemeinde ausgerichtete Zusammenarbeit. Dies allein hat uns weitergebracht und darum wurden wir beneidet.

Unvergessen bleiben bei mir auch die gemeinsamen Unternehmungen jeglicher Art und die oft bis in die frühen Morgenstunden dauernden, hoch interessanten Nachsitzungen, die nach meiner Erinnerung immer einen harmonischen Verlauf nahmen. Mein Dank gilt auch unseren örtlichen Wirtsleuten, die oftmals sehr lange auf uns warten mussten und uns dann erst spät oder „früh“ verabschieden konnten.

Vielen Dank den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Gemeindeverwaltung für die Unterstützung und gute Zusammenarbeit.

Dem neu gewählten Gemeinderat wünsche ich ähnliche Stationen des Erfolges. Diese Erfolge haben mich immer wieder motiviert und den Sinn für das Wesentliche geschärft. Unterschiedliche Meinungen müssen offen diskutiert und abgewogen werden. Das gemeinsame Ziel muss jedoch klar formuliert und am Ende erreicht werden.

Während meines Urlaubes ist mir ein Zitat aufgefallen, das uns alle leiten sollte:  „Frage nicht was deine Gemeinde für dich tun kann, frag lieber was du für deine Gemeinde tun kannst!“

Ich hoffe, dass unsere Gemeinde in Zukunft wieder beneidet wird.

Mit freundlichen Grüßen
Hans-Dieter Schäfer